Häusliche Gewalt in der Strafrechtspflege

Deutschland hat die Istanbul-Konvention, das Übereinkommen zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt, bereits am 12. Oktober 2017 ratifiziert, seit dem 01. Februar 2023 gilt diese nun uneingeschränkt. 157.550 Fälle häuslicher Gewalt wurden laut Angaben des Bundeskriminalamts im Jahr 2022 in Deutschland registriert. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen, da viele Fälle gar nicht erst gemeldet werden. Betroffen sind vor allem Frauen, Kinder, aber auch Männer. Nach einer repräsentativen Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) wird jede vierte Frau mindestens einmal im Leben Opfer von Gewalt durch ihren Lebenspartner oder Ehemann. Ein Drittel dieser Frauen erlebt tatsächlich nur einen Übergriff, zwei Drittel der betroffenen Frauen erleidet jedoch häufiger Gewalt - zum Teil über Monate und Jahre. Nicht wenige Opfer tragen erhebliche körperliche Verletzungen davon, häufig sind aber auch psychische und psychosomatische Beschwerden eine Folge erlebter Gewalt.

Mit der Webinar-Reihe wollen wir uns mit dem Thema häusliche Gewalt näher auseinandersetzen und Anregungen zum Umgang mit häuslicher Gewalt in der Arbeit mit Klient:innen mitgeben: Zum einen sollen Basiswissen sowie die rechtlichen Grundlagen zum Thema häusliche Gewalt vermittelt werden. Zum anderen wollen wir dafür sensibilisieren, wie sich häusliche Gewalt erkennen und auch in der Arbeit mit Klient:innen vorbeugen lässt. Aber auch soll dargestellt werden, wo sich weitere Informationen und Unterstützung finden lassen und welche große Bedeutung die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen in der "Täterarbeit" hat. Diese und weitere Themen erwarten Sie an den unten aufgeführten fünf Terminen. Die Webinar-Reihe wird zudem Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch geben.

 

Webinar 1: Häusliche Gewalt – Aktuelle Entwicklungen

28.08.2024 15.00 bis 16.00 Uhr

Häusliche Gewalt ist ein Thema, welches eine Vielzahl an Menschen betrifft. Die Zahlen der Betroffenen steigen in den letzten Jahren kontinuierlich, die Formen und Entstehungsgründe sind vielfältig. Der Auftaktvortrag zur Webinar-Reihe „Häusliche Gewalt“ soll Grundlagenwissen vermitteln, auf dessen Basis die weiteren Beiträge dieser Reihe aufbauen können.

Ziele: Die Teilnehmenden sollen für das Thema häusliche Gewalt sensibilisiert werden. Nach dem Webinar kennen sie Formen, Ausmaß und Entstehungsbedingungen sowie Folgen häuslicher Gewalt. Zudem haben sie Informationen über die aktuelle Rechtslage zur Thematik.

Webinarleitung:

Prof. Dr. Juliane Wahren, Professorin für Soziale Arbeit an der IU Internationale Hochschule Berlin, Diplom-Sozialarbeiterin/-pädagogin (FH), Master of Arts in Klinischer Sozialarbeit und ehemals langjährige Projektleiterin einer Beratungsstelle für gewaltbetroffene Frauen und von Frauenzufluchtswohnungen.

 

Webinar 2: Projekt "Contra Häusliche Gewalt"

09.09.2024 15.00 bis 16.30 Uhr

Dieses Webinar beleuchtet das im Februar 2023 abgeschlossene Projekt, den sozialen Trainingskurs "Contra Häusliche Gewalt" des Vereins Gran Torino e.V. in der JVA Dieburg. Einleitend werden die spezielle Zielgruppe, die damit verbundenen Tätertypen in Abgrenzung zu Tätern der öffentlichen Gewalt und die gängigen Motive der Täter, auch im Unterschied zu Täterinnen dargestellt. Anschließend stehen die organisatorischen Voraussetzungen zur Durchführung einer Tätergruppe „contra häusliche Gewalt“ (nach BAG-Standards) außerhalb des Strafvollzugs sowie die spezielle Situation innerhalb des Strafvollzugs im Fokus. Abschließend werden die Inhalte des Trainings dargelegt und der gesamte Trainingsablauf beschrieben.

Ziele: Ziel des Webinars ist es, anhand des Projektes Chancen und Möglichkeiten für Beratungsangebote aufzuzeigen, zu motivieren, selbst eine Gruppe häuslicher Gewalt zu initiieren oder über die eigene Institution anzubieten oder sich Anregungen für die schon bestehende Gruppe zu holen.

Webinarleitung:

Monika Steinmeir, Sozialarbeiterin, Spiel- und Theaterpädagogin, Antiaggressivitätstrainerin (AAT), Fachkraft Täterarbeit häusliche Gewalt (FThG), Psychodramleiterin, Fachkraft Psychotraumatologie.

 

Webinar 3: Die Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt e.V. (BAG-TäHG e.V.)

23.09.2024 15.00 bis 16.00 Uhr

Gleichstellungsorientierte Täterarbeit ist wichtiger Bestandteil der Istanbul-Konvention und spielt bei der Bekämpfung und Prävention von häuslicher Gewalt eine zentrale Rolle. In Täterprogrammen lernen gewaltausübende Personen, Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen und Konflikte gewaltfrei zu lösen. So kann weiterer Gewalt vorgebeugt werden sowie Betroffene nachhaltig vor Gewalt geschützt werden. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt e.V. ist der Dachverband von über 90 Täterarbeitseinrichtungen. In mehreren Projekten arbeitet die BAG an der Professionalisierung und Weiterentwicklung der Täterarbeit in Deutschland. Die Arbeitsbereiche und Projekte der BAG sowie Grundsätze/Inhalte der Täterarbeit im Allgemeinen sollen im Rahmen des Seminars vorgestellt werden.

Ziele: Täterarbeit spielt trotz der Vorgaben aus der Istanbul-Konvention in Debatten um häusliche Gewalt und deren Bekämpfung eine untergeordnete Rolle. Oftmals ist Täterarbeit in lokalen Interventionsstrukturen nicht ausreichend eingebunden. Zudem mangelt es in der Justiz, bei der Polizei, bei politischen Entscheidungsträger*innen und anderen relevanten Akteur*innen häufig an Wissen zu Täterarbeit. Das Seminar zielt darauf ab, Grundlagen der Täterarbeit zu skizzieren, die Arbeit des Dachverbands „Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt e.V.“ vorzustellen und die Potenziale von gleichstellungsorientierter Täterarbeit aufzuzeigen.

Webinarleitung:

Sebastian Ulmer, studierte Friedensforschung und Internationale Politik (M.A.) sowie Politik- und Verwaltungswissenschaften (B.A.). In Ausbildung und vorangegangenen Tätigkeiten setzte er sich intensiv mit dem Zusammenhang von Geschlecht und Gewalt auseinander. Seit 2022 arbeitet er für die Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt e.V. als Projektreferent für Statistik und Öffentlichkeitsarbeit.

 

Webinar 4: Die Umsetzung der Istanbul-Konvention

01.10.2024 15.00 bis 16.00 Uhr

Die Konvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt trat vor fünf Jahren in Deutschland in Kraft. Diese sogenannte Istanbul-Konvention definiert (auch) den Begriff der häuslichen Gewalt. Die Europäische Union ist dieser Konvention zum 01. Juni 2023 beigetreten und sie gilt seit Februar 2023 uneingeschränkt in Deutschland. Was bedeutet die Ratifizierung für uns als Land, wie steht die Politik in Deutschland zur Konvention?

Ziele: Das Webinar soll einen Einblick in die Entwicklung und Probleme der Istanbul-Konvention in Deutschland geben und einen Vergleich zu anderen Ländern der EU ziehen.

Webinarleitung:

Roland Hertel, Vorsitzender der BAG-TäHG e. V. Diplom-Sozialarbeiter (FH), staatlich anerkannter Erzieher und ehemaliger Mitarbeiter beim Sozialen Dienst der Justiz der Staatsanwaltschaft Landau, Leiter des Bereichs Öffentlichkeitsarbeit und Fortbildung im Interventionszentrum gegen häusliche Gewalt Südpfalz.

 

Webinar 5: Häusliche Gewalt erkennen und vorbeugen: Wie kann ein langfristig gewaltfreies Leben unterstützt werden?

07.10.2024 15.00 bis 16.00 Uhr

Häusliche Gewalt zu erkennen kann eine große Herausforderung sein und sie zu verhindern eine noch größere. In diesem Webinar wird zunächst die Frage beantwortet, wie sich Gewalt im sozialen Nahraum von Gewalt im öffentlichen Raum unterscheidet. Diese besondere Dynamik wird anschließend als Grundlage genommen, um sich genauer anzuschauen, wie gelingende Intervention aussehen kann und wann welche Ansatzpunkte besonders wirkungsvoll sind.

Ziele: Ziel des Seminars ist die Reflektion von Täterarbeit aus der Perspektive und Rolle der Fachberatungsstelle Gewaltprävention, wie auch aus der Sicht der Bewährungshilfe.

Webinarleitung:

Tobias Kraut, Sozialarbeiter (B.A.) bei der Sozialberatung Stuttgart e.V. Tätig in der Einzelberatung und im Gruppentraining für Menschen, die häusliche Gewalt ausüben. Koordination und Durchführung von Fachkräfteschulungen und Workshops mit Schulklassen zu häuslicher Gewalt in Kooperation mit einer Beratungsstelle für betroffene Frauen. Mehrjährige Tätigkeit in der Bewährungs- und Gerichtshilfe Baden-Württemberg in Stuttgart. Zertifizierter Mediator in Strafsachen.

 

Zielgruppen:

Praktiker:innen aus der Bewährungs- und Straffälligenhilfe, den Sozialen Diensten der Justiz sowie weitere interessierte Personen die im Beratungskontext der Straffälligenarbeit tätig sind.  Die Webinare werden jeweils mit einer Gruppengröße von maximal 30 Personen durchgeführt, damit eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den Webinarinhalten möglich ist.

Kosten:

  • Normalpreis                                   115,- €
  • Preis DBH-Mitglieder                    100,- €

Die Teilnahmegebühr überweisen Sie bitte erst, nachdem Sie die Rechnung zur Veranstaltung erhalten haben. Hinweis: Die Rechnungsstellung erfolgt nach Anmeldeschluss (ab dem 02.08.2024).

Ausschreibung: 

 

Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz

Mitglied in der:

Bundesarbeitsgemeinschaft für Straffäligenhilfe e.V.Confederation of European Probation

Kooperationspartner:

Deutscher Präventionstag
KriPoZ Kriminalpolitische Zeitschrift

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