Web-Seminar: Desistance from crime – Ausstieg aus kriminellen Karrieren

Seminarbericht: Desistance from crime – Ausstieg aus kriminellen Karrieren

Das Seminar „Desistance from crime – Ausstieg aus kriminellen Karrieren“ fand vom 22.- 23. April 2021 – erstmals im digitalen Format – als Web-Seminar statt. Veranstaltet wurde das Web-Seminar vom DBH-Fachverband für Soziale Arbeit, Strafrecht und Kriminalpolitik (e.V.). Die Seminarleitung oblag Dr. Susanne Beier, Diplom-Psychologin.

Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und die gegen sie ergriffenen Maßnahmen stellten und stellen auch den DBH-Fachverband bei der Planung und Durchführung von Bildungsveranstaltungen seit Ausbruch der Pandemie vor enorme Herausforderungen. Aufgrund steigender Infektionszahlen im Frühjahr 2021 hat sich der DBH-Fachverband als Veranstalter dazu entschlossen, das am 22.-23. April 2021 als Präsenzveranstaltung geplante Seminar „Desistance from crime – Ausstieg aus kriminellen Karrieren“ – erstmals im digitalen Format – als Web-Seminar anzubieten.

Erfreulicherweise konnte der DBH-Fachverband gemeinsam mit der Seminarleiterin, Dr. Susanne Beier das Seminar in ein digitales Format umstellen und so konzipieren, dass es der Form einer Präsenzveranstaltung sowie dem ausgeschriebenen Seminarinhalt Rechnung trug.

Für die Durchführung der Veranstaltung setzte der DBH-Fachverband seine auf einem Root-Server eigene datenschutzkonforme Open-Source-Instanz „BigBlueButton“ ein. Die Veranstaltungsplattform bietet eine visuelle Teilnahme per Webcam; mittels Kopfhörer und Mikrofon konnten die Teilnehmer:innen sich aktiv am Web-Seminar beteiligen. Um eine interaktive Praxisarbeit und tiefergehende Auseinandersetzung mit den Seminarinhalten zu ermöglichen, wurde die Anzahl der Teilnehmer:innen auf 22 Personen begrenzt. In sogenannten Breakout-Rooms wurde die Arbeit in Kleingruppen ermöglicht, sodass Fallbeispiele aus der Praxis bearbeitet werden konnten.

Dr. Susanne Beier vermittelte in zwei Tagen einen Überblick über wesentliche Erkenntnisse der „Desistance“-Forschung. Der zentrale Fokus der Desistance-Forschung liegt auf dem Prozess des nachhaltigen Ablassens von Kriminalität, wenn zuvor eine kriminelle Karriere vorhanden war (Maruna, 2001).

Im Anschluss an die allgemeine Begriffsbestimmung, stellte Dr. Susanne Beier verschiedene theoretische Ansätze zur Erklärung des Phänomens, dass Straftäter:innen ihre kriminelle Karriere dauerhaft beenden, vor. Hierbei wurden ausgewählte Theorien näher betrachtet, die sich drei groben Richtungen zuordnen lassen:        

  • Ontogenetische Ansätze: biologische und altersbasierte Ansätze mit einem Fokus auf biologischen Prozessen, Altersprozessen sowie Reifung
  • Soziogenetische Ansätze: soziale Bindungs-/Kontrolltheorien, welche den Zusammenhang zwischen Desistance und Umständen außerhalb der Person (z.B. familiären Bindungen, Arbeit und Bildung) betonen
  • Narrative Ansätze: Theorien mit einem Fokus auf kognitiven Transformationen, Handlungsfähigkeit und Identitätsveränderungen

Nach der Vorstellung, der für die Ansätze wichtigsten Studien und ausgewählten Befunde, wie beispielsweise der Liverpool Desistance Study (Maruna, 2001), diskutierte Dr. Susanne Beier mit den Teilnehmer:innen die methodischen Limitationen der Desistance-Forschung.

Am zweiten Veranstaltungstag referierte Dr. Susanne Beier über das Risk-Need-Responsivity-Model (Bonta & Andrews, 2017) sowie das Good Lives Model (Ward, 2002; Ward & Steward, 2003a; Ward & Gannon, 2006). Im Hinblick auf Erkenntnisse aus der Desistance-Forschung wurden die beiden Ansätze im Plenum diskutiert.

Aus der Desistance-Forschung lassen sich Informationen für Interventionen der Straffälligenhilfe ableiten (Kazemian, 2007), auch wenn einschränkend festgehalten werden muss, dass bisher wenig Forschung zu der Frage vorliegt, wie Akteure des Strafrechtssystems den Desistance-Prozess unterstützen können. Die Desistance-Forschung legt beispielsweise nahe, dass eine der Hauptaufgaben der Straffälligenhilfe darin besteht, den Klient:innen Hoffnung zu machen und diese mit den Klient:innen zu bewahren (Farrell & Calvery, 2006). Solche praktischen Implikationen erarbeitete Dr. Susanne Beier gemeinsam mit den Teilnehmer:innen zum Ende des Seminars.

Insgesamt bot das Web-Seminar eine fundierte Einführung in die oben genannten Aspekte, indem richtungsweisende Forschungsansätze und aktuelle Studien vorgestellt und besprochen wurden. Durch den Rückgriff auf konkrete Fallbeispiele und Filmsequenzen wurden die Inhalte zudem so aufbereitet, dass sie an die Erfahrungen und Arbeitsfelder von Praktiker:innen anschließen. Durch das Arbeiten in Kleingruppen bestand außerdem die Möglichkeit, Implikationen für die Straffälligenhilfe, welche sich aus der Desistance-Forschung ergeben, praktisch zu erproben bzw. mit den Teilnehmer:innen zu diskutieren.

Dr. Susanne Beier gelang es, immer wieder Raum für Fragen und Anmerkungen den Teilnehmer:innen einzuräumen. Das didaktische Geschick und souveräne Auftreten der Seminarleiterin, ermöglichte ein spannendes und abwechslungsreiches Web-Seminar auf hohem fachlichem Niveau.

Die hohe Nachfrage von Interessierten sowie die durchweg positiven Rückmeldungen der Teilnehmer:innen haben den DBH-Fachverband darin bestärkt, das Seminar in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Susanne Beier auch im nächsten Jahr, sowohl als Präsenzveranstaltung wie auch im digitalen Format anzubieten.

Ausschreibung/ Programm als PDF: 
Vorträge: 

 

Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz

Mitglied in der:

Bundesarbeitsgemeinschaft für Straffäligenhilfe e.V.Confederation of European Probation

Kooperationspartner:

Deutscher Präventionstag
KriPoZ Kriminalpolitische Zeitschrift

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