Die Autoren von "Mental and physical health morbidity among people in prisons: an umbrella review" sammelten und analysierten Studien zu psychischen und körperlichen Gesundheitszuständen von Menschen in Gefängnissen. Dabei werteten sie Daten aus, die bis zum 31. Oktober 2023 veröffentlicht wurden, aus über fünfzig Ländern von mehr als zwei Millionen Inhaftierten. Wesentliche Ergebnisse der Untersuchung sind unter anderem: Die Belastung durch behandelbare psychische Störungen bei inhaftierten Personen ist erheblich. Bei jedem zehnten Menschen wurde eine Depression (11%) oder PTBS (10%) diagnostiziert und die psychotische Erkrankung betraf etwa 4% der Gefängnisinsassen. Fast bei einem Viertel (24%) wurde eine Alkoholkonsumstörung und bei 39% eine Drogenkonsumstörung festgestellt. Diese psychischen Erkrankungen sind selten isoliert; etwa die Hälfte der Menschen in Gefängnissen mit Depressionen (52%) oder psychotische Krankheit (49%) hatten eine komorbide Substanzkonsumstörung. Zudem deuten die Ergebnisse auf eine hohe Prävalenz von Infektionskrankheiten hin. Etwa einer von sechs (18%) Inhaftierten hatte eine aktuelle oder vergangene Hepatitis-C-Virus-Infektion. Bakterielle sexuell übertragbare Infektionen wie Chlamydien (9%) waren ebenfalls üblich, mit höheren Raten bei Frauen als bei Männern. Bei Personen im Alter von 50 Jahren und älter waren nichtübertragbare Krankheiten wie Bluthochdruck (39%), Diabetes (14 %) und Asthma (7%) im Allgemeinen häufiger als bei jüngeren Insassen. Allerdings weisen die Autoren ausdrücklich darauf hin, dass Prävalenzschätzungen angesichts hoher Heterogenität, kleinschichtigen Wirkungen und des Risikos der Voreingenommenheit in den zugrunde liegenden Meta-Analysen interpretiert werden sollten.