Abschlussbericht der Arbeitsgruppe "RAN PRISONS"

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Das Radicalisation Awareness Network (RAN Practitioners) ist ein europäisches Netzwerk aus Praktiker:innen, die sich über gewalttätigen Extremismus in all seinen Formen austauschen. Vor genau einem Jahr (15.-16.11.2022) traf sich Ihre Arbeitsgruppe "RAN PRISONS" in Berlin, um der Frage nachzugehen, welche Programme und Instrumente in der Arbeit mit gewaltbereiten und extremistischen, terroristischen Straftäter:innen in Justizvollzugsanstalten eingesetzt werden, um die ADR-Ziele (Ausstieg, Deradikalisierung und Resozialisierung) erreichen zu können. Die wesentlichen Erkenntnisse der Arbeitsgruppe sind:

  • "Verschiedene Ansätze für die Arbeit mit gewaltbereiten und extremistischen terroristischen StraftäterInnen im Gefängnis: Gewaltbereite und extremistische terroristische StraftäterInnen gelten häufig als spezielle Gruppe von Häftlingen, für die es in vielen Mitgliedstaaten eigene Behandlungsprogramme gibt, deren Schwerpunkt auf dem Ausstieg und der Deradikalisierung liegt. [...]
  • Spezielle ADR-Programme für gewaltbereite und extremistische terroristische StraftäterInnen bauen auf vorhandenem Fachwissen, Methoden und Ansätzen auf, die auch für andere Inhaftierte verwendet werden [...]. Diese Methoden müssen jedoch an die Besonderheiten der (oft heterogenen) Zielgruppen und individuellen Radikalisierungswege angepasst werden und auch daran, wie der Deradikalisierungsprozess läuft.
  • ADR-Programme unterscheiden sich von allgemeinen Rehabilitationsinterventionen, die allen Inhaftierten angeboten werden, hinsichtlich der Definition und Auswahl der Zielgruppe, der längeren Dauer und Intensität der Begleitung, der Betonung bestimmter Aspekte der Arbeit mit den Häftlingen oder weiterer eingesetzter Methoden [...]. Kenntnisse über radikalisierte Umgebungen und Radikalisierungsprozesse sind entscheidend, um die Methoden entsprechend anpassen zu können.
  • ADR-Programme haben einige gemeinsame Elemente wie die Risikobewertung mithilfe von VERA-2R und ähnlichen Instrumenten, einen akteursübergreifenden/multiprofessionellen Ansatz, die Einzelarbeit mit Inhaftierten am Ausstieg und den starken Fokus auf der Wiedereingliederung nach der Haftentlassung.
  • Im Allgemeinen wird mithilfe von ADR-Bemühungen eine Bedürfnispyramide abgearbeitet, auch wenn Umfang und Methoden unter Umständen variieren. [...]
    • Der Ausstieg ist mit einer erfolgreichen Wiedereingliederung verknüpft. Bildungs- und Berufsförderungsprogramme, die auch anderen StraftäterInnen zur Wiedereingliederung angeboten werden, gelten als wichtige Elemente des ADR-Prozesses zur Unterstützung des Ausstiegs.
    • Ideologie, Narrative, Weltbilder und Religion sind Teil vieler Programme, auch wenn das Ziel nicht unbedingt ist, die Überzeugungen der Inhaftierten zu ändern (Deradikalisierung).
  • Zu den wichtigen Voraussetzungen für hilfreiche und effektive ADR-Programme gehören: gut ausgebildetes und ausreichendes Personal, Mindeststandards und gute Bedingungen im Strafvollzug, Engagement für und Priorisierung von ADR durch die Gefängnisleitung, bessere Werkzeuge für die Risiko- und Bedürfnisbewertung, politische Unterstützung sowie die Verbesserung der öffentlichen Wahrnehmung und Erwartung hinsichtlich der Rolle von ADR in Gefängnissen."

Mehr Informationen sowie den Abschlussbericht (auf Deutsch, Englisch oder Französisch) finden Sie hier oder im Anhang (auf Deutsch).

Download Dokumente: 

 

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